Tagebuch

Um euch so gut es geht teilhaben zu lassen, an unserem Vorhaben in Calais, gibt es hier eine Art Tagebuch, in dem wir unsere Eindrücke während der Vorbereitung, der Zeit in Frankreich und auch danach festhalten wollen.

13. August 2012

Der letzte Tag in Calais war für den Rest der Gruppe sehr anstrengend. Das vorgekochte Essen wurde über nach teilweise schlecht, so dass kurzfristig nach gekocht werden musste. An sich kein Problem. Ohne das nötige Equipment jedoch eine Herausforderung. Dementsprechend verlief sowohl die Frühstücks als auch die Mittagsausgabe sehr stressig.

Am Ende freuen wir uns aber, dass die 10 Tage nun vorbei sind, wir viel gelernt haben, neue Kocherfahrungen sammeln konnten, viel Austausch stattfand und es uns allen gut geht.

Ein umfangreicher Gesamtbericht ist in Planung und wird dann hier zu finden sein. Außerdem schmieden wir natürlich Pläne, wie die Nachbereitung aussehen wird.

11. August 2012

Heute war für einen Teil der Gruppe der letzte Tag. Morgen früh fahren wir zurück, da das geliehene Auto rechtzeitig wieder abgegeben werden muss. Der Rest bleibt und versorgt die Menschen mit Frühstück und Mittagessen und übergibt auch die Küche an die nächste Gruppe, eine Großküche aus England.

Der letzte Tag war auf der einen Seite sehr bewegend, auf der anderen auch sehr anstrengend, da für Sonntag vorgekocht werden musste und alle Materialien abgewaschen, abgetrocknet, zusammengesucht und eingepackt werden musste.

Für die Dokumentation haben wir gestern und heute sehr interessante Interviews und Gespräche geführt.
Vormittags haben wir Aktivist_innen ins Detention Centre (Abschiebeknast) begleitet, um dort festgehaltene Personen zu besuchen. Es handelt sich dabei um Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen dort gelandet und direkt von der Abschiebung bedroht sind. So zum Beispiel ein Mensch, der direkt nach seiner Trauung mit einer Französin vom Standesamt abgeführt wurde, weil der Beamte sich berufen fühlte aufgrund des Verdachtes einer „Scheinehe“ (marriage blanche) die Polizei zu rufen. Andere sind aufgrund ihrer Fingerabdrücke in Rumänien in der EURODAC Datenbank von der Abschiebung nach Rumänien bedroht, was sehr wahrscheinlich eine Abschiebung zurück nach Syrien nach sich ziehen wird.
Die Aktivist_innen, mit denen wir dort waren, waren ziemlich abgespannt und müde, da letzte Nacht um Mitternacht zum ersten Mal und um fünf Uhr morgens zum zweiten Mal die CRS auf das Gelände mit Schlafplätzen von Migrant_innen vorgedrungen ist. Um fünf Uhr stellten sie sich mit ihrem Fahrzeug lediglich direkt vor die Schlafplätze, hupten einige Minuten laut, lachten, schrien „Guten Morgen“ und rauschten wieder ab.
Im Rathaus versuchten wir, eine Angestellte zu der Demonstration und Transpi-Aktion auf dem Rathausturm am Dienstag zu befragen. Sie gab an, die Anweisung erhalten zu haben sich nicht zu diesem Thema zu äußern und wollte auch sonst keine Fragen zu Calais, dem Thema Migration oder irgendetwas anderem beantworten.
Nach dem Mittagessen waren wir mit einer Gruppe türkischer Migranten Kaffee trinken. Eine Person sprach deutsch und erzählte uns über seinen Aufenthalt und Asylantrag in Deutschland, sowie seine Zeit im Gefängnis in Bayern. Er hat einige Jahre dort verbracht, wurde als Terrorist beschimpft und musste Maßnahmen wie Isolationshaft, Essensentzug und Verweigerung des Hofgangs ertragen. Ein junger Iraner berichtete uns am Nachmittag, wie es für die meisten Iraner_innen möglich ist, nach Europa zu gelangen. Lange und teure Wege durch verschiedene Länder legen die Menschen zurück und landen letztendlich in Calais – vor einen hochgradig bewachten Hafen. Einer der Menschen sprang vor der Küste Italiens von einem Boot um nicht entdeckt zu werden und verbrachte 10 Stunden mit zwei gebrochenen Rippen im Wasser. Ein anderer verlor 10.000 Dollar an einen Schlepper, der mit dem Geld verschwand.
Einige der manchmal sehr persönlichen Geschichten, die wir über die Woche erfahren haben, werden in unserer Doku zu hören sein.

Der Tag endete für uns in sehr netter und entspannter Runde im Office, das einen wichtigen Ort für alle No Border Aktivist_innen und Migrant_innen darstellt. Hier ist neben der zentralen politischen Arbeit Platz für Blödeleien, für Zusammensitzen und für Menschliches.

10. August 2012

Nach dem der gestrige Tag sehr entspannt war, ging es heute mit dem „Morning Watch“ los. Das bedeutet, einen zentralen Platz, an dem die Migrant_innen schlafen in den frühen Morgenstunden zu schützen. Sollte eine große Polizeieinheit mit Gefangenentransporter anrücken, wird ein Alarmsignal gegeben, so dass sich die Migrant_innen darauf vorbereiten können. Die Polizei schaut dann, ob die Menschen Papiere haben; wenn nicht, nehmen sie diese mit. Heute morgen kamen sie nur mit einem Six-Pack und filmten kurz das Gelände und weckten mit Fußtritten einige der schlafenden.
Warum dies in letzter Zeit häufig so friedlich läuft ist unklar. Eventuell, weil oft Menschen mit Kameras dabei sind; eventuell, weil gerade die olympischen Spiele sind und die Stadt keine negative Puplicity haben möchte; oder aber, weil nach dem Tod von Noureddin sich die Polizei nichts weiter leisten möchte. Viele Aktivist_innen glauben, dass nach den olympischen Spielen die Polizei besonders hart durchgreifen wird.

Beim Frühstück gab es dann auch eine heftige Auseinandersetzung zwischen den Migrant_innen, welche sich nur langsam wieder beruhigte. Weitere Gespräche mit Aktivist_innen am Mittag und Nachmittag, sowie ein netter Besuch im „African House“ führte zu interessanten Gesprächen am Abend.

Nach dem heutigen Mittagessen kam die Polizei ein weiteres mal an dem „White House“ (dem Platz der Essensausgabe) vorbei. Eine Frau – welche besonders wichtig zu sein schien – wurde von 10 Polizist_innen beschützt und um das Haus herum geführt. Die Schlafplätze (und somit auch einzigen Schutz- bzw. Privaträume der Menschen) wurden ohne Rücksicht und Respekt durchsucht nach irgendwas (dies ergab sich aus der Situation nicht wirklich). Die Polizei ging relativ schnell um das Haus, um dann in dieses hinein zu gehen. Auch hier tat die Polizei nichts; die Migrant_innen ließen sich nicht einschüchtern und blieben an Ort und Stelle. Etwa fünf oder sechs Kameras hielten ununterbrochen auf die Polizei. Auch dies könnte wieder für die entspannte Situation gesorgt haben.

Heute also wieder ein anstrengender Tag. Unser Aufenthalt in Calais neigt sich dem Ende zu. Morgen müssen wir noch einmal sehr viel kochen, da wir für Sonntag vor kochen um rechtzeitig nach Hause fahren zu können.

09. August 2012

Heute haben wir, mal wieder, gekocht. Viel gekocht. Weitere Lebensmittelspenden, erleichtern uns das kochen und wir müssen nur wenige Dinge dazu kaufen.

Am Nachmittag haben wir uns entspannt und sind zum Strand gefahren und haben Calais angeschaut. An sich ein entspannter und erholsamer Tag.

08. August 2012

Nach dem gestrigen, etwas anstrengenderen Tag, war es heute wieder ruhiger. Ein No Border Aktivist wurde gestern noch am selben abend frei gelassen. Die anderen Aktivist_innen wurden 24h festgehalten, da sie ihre Identitaet nicht preisgaben. Diese vorgehensweise ist unter den No Border Menschen verbreitet. Wie sich heute herausstellte sind weitere Aktivist_innen  von der Polizei verletzt worden. Eine der festgenommenen Personen hat eine gebrochene Schulter, eine weitere Person war heute bei einer aerztlichen Untersuchung, da der Arzt auf dem Revier bekannt ist und sich gegen die No Border Aktivist_innen ausspricht. In einem Artikel einer regionalen Tageszeitung war heute zu lesen, dass die Turmuhr des Rathauses von dem Transpi beschaetigt wurde. Den Aktivist_innen wird Widerstand gegen die Staatsgewalt vorgeworfen und „Rebellion“ (wir wissen nicht, was das genau bedeutet; uns wurde erklaert; dass sie nun die naechsten drei Jahre keine Anzeige bekommen duerfen, sonst muessen sie vor Gericht).

Wir waren heute auf einem Hof in der naehe von Calais um Lebensmittelspenden und Kleiderspenden abzuholen. Wir wurden sehr freundlichen empfangen. Auf diesem Hof leben verschiedene Menschen unter anderem auch Migrant_innen. Sie finden hier eine erste Hilfe um sich selbst ein soziales Netz aufzubauen, Kleidung und Essen zu bekommen.

Die ersten Tage haben uns alle schon sehr geschlaucht. Ausgepraegte Mitagsschlaefchen waren heute die Abwechslung zum kochen, fahren und Geschirr abwaschen.

07. August 2012

Police partout, justice nulle part!
No border, no nation, stop deportation!

Heute vor einem Monat wurde der 28 jährige Sudanese Noureddin von der französischen Polizei in den Tod getrieben. Laut Polizei soll er ein Handy geklaut haben und auf der Flucht in einen Kanal gesprungen und ertrunken sein. Die Polizei verbietet der Familie, den Leichnah zu sehen, weigert sich, eine Autopsie durchzuführen und gibt keinerlei weiteren Details bekannt. Die Akte wurde sofort geschlossen und keine weiteren Ermittlungen durchgeführt, obwohl der Onkel Noureddins  eine Anzeige gegen Unbekannt wegen Mordes erstattet hat.

Heute fand auf Grund dessen eine Demonstration nach dem Mittagessen statt.
Entschlossen und zügig liefen etwa 50 – 60 Menschen los. Die Demonstration wurde nicht angekündigt, aber von der Polizei soweit geduldet. Die Aktivistin_innen glauben, dass auf Grund der vermehrten öffentlichen Aufmerksamkeit durch Olympia ein Eklat vermieden werden soll.
Vom „White House“ ging der Demozug am Rathaus vorbei und entschloss sich kurz danach die Route zu ändern, bzw. umzukehren. Als wir wieder am Rathaus waren hing ein Transparent vom Rathausturm auf dem stand „N´OUBLIEZ PAS NOUREDDIN MURDERED ASSASSINE A CALAIS LE 07.07.2012“ [Vergesst Noureddin nicht! Ermordet am 07.07.2012 in Calais]. Die Aktivist_innen dieser Aktion wurden von der Polizei gewaltsam vom Turm geholt. Daraufhin kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Demonstrant_innen und der Polizei. Diese gingen entschlossen gegen die Aktivist_innen vor. Dabei wurde ein Aktivist am Kopf verletzt und musste im Krankenhaus genäht werden. Ein Polizist schlug mit einer Percussionstrommel eines Demonstranten auf den Kopf des Aktivisten ein, so dass dieser eine Platzwunde erlitt. Sechs Aktivist_innen wurden bei dieser Aktion festgenommen und in das nächste Polizeirevier gebracht. Der Demozug bewegte sich entschlossen dort hin und wartete davor auf die Freilassung der einzelnen Menschen. Die Polizei sperrte die Straßen vor dem Revier ab. Erst nach circa 2 Stunden beendeten sie dieses Aufgebot und zogen sich vor das Gebäude zurück.
Wir hoffen, dass es den Aktivist_innen gut geht und sind solidarisch bei ihnen.

06. August 2012

Viele Gespräche bestimmten den heutigen Tag. Wir hatten sowohl Zeit mit den Aktivist_innen zu sprechen, aber auch mit den Migrant_innen. Dabei erfuhren wir zum Beispiel von unserem Gastgeber etwas über Salam. Salam ist die regionale Küche, welche die Flüchtlinge normalerweise, mit noch einer anderen Organisation, mit Essen versorgt. Dieses sei miserabel, so das viele Migrant_innen dort nicht essen wollen und es auch nicht tun. Dementsprechend, sind sie morgens sehr hungrig und / oder essen mittags bei uns viel mehr. Bei den offiziellen Küchen müssen die Menschen sich geordnet in einer Reihe aufstellen; wenn jemand gegen die Regeln verstößt (was auch immer das heißt), gibt es Kollektivbestrafungen für alle Migrant_innen (wir wissen nicht, ob dies Essensentzug bedeutet). Als wir das erste mal zur Essensausgabe fuhren, standen schon alle Migrant_innen in Reihe und Glied auf dem Platz. Wahrscheinlich, weil sie das so von den anderen Küchen kennen. Ein sehr skurriles Bild. Aktivist_innen in Calais wollen mit ihren Aktionen diese Küche „herausfordern“, wie wir erfuhren. Zum Beispiel, in dem sie zeigen, dass ehrenamtlich gut gekocht werden kann. Von der Qualität des Essens werden wir uns die Tage selbst überzeugen.
„White House“ wird der Platz der Essensausgabe genannt. Schlafplatz, Treffpunkt, Workshoparea und Sozialer Raum in einem. Für viele Migrant_innen bedeutet dieser Ort einen langen Fußmarsch jeden Tag. Das „African House“ zum Beispiel, ist circa eine Stunde entfernt. Der Platz am „White House“ und Salam haben einen direkten Blick aufs Meer und auf die Docks. Dies erscheint in doppelter Weise zynisch, wenn wir die Lage der essenden Menschen betrachten.
Immer wieder stoßen wir an den Punkt der Gleichberechtigung. In verschiedener Art und Weise. Die Frage der Essensausgabe, wie damit umgegangen werden soll, wo unsere Grenzen und Ängste sind, stellt sich immer wieder neu. Unsere ideologischen Ansprüche erfahren hier immer wieder neue Grenzen. Die Migrant_innen sollen die Möglichkeit haben, sich selbst zu bedienen und zu entscheiden wie viel sie Essen möchten, andererseits ist uns daran gelegen, dass alle Personen etwas zu bekommen.

Nach dem Mittag kam es zu einem netten Gespräch mit einer Gruppe Iranern (fast alle Migrant_innen hier sind Männer, im Alter von 18 bis mitte 30). Obwohl sie fast alle ein Visum für Italien besitzen möchten sie nach England. Die Hoffnung auf einen Job und einer Wohnung führt dazu, dass sie diesen Weg auf sich nehmen. Mit einem ehrlichen lächeln erzählen sie uns, dass sie sich immer wieder freuen, wenn sie den Polizist_innen ihr italienisches Visum unter die Nase halten können. „In zwei Jahren beginne ich damit, ein Buch zu schreiben. Vom Anfang bis zum Ende. Alles schreibe ich auf“ erklärt einer von ihnen. Es klingt wie ein ganz normaler Traum. Ein LKW mit eingerissener Plane fährt an uns vorbei. Sofort hat dieser die Aufmerksamkeit der gesamten Gruppe. Sie sagen, dass sich Migrant_innen in dem LKW befinden und die Plane aufgeschnitten haben. Es klingt mehr wie ein Spaß. Das folgende Gespräch beinhaltet Taktiken über die Reise in LKWs. Das Thema ist dauerhaft präsent.
Zur Zeit sind viele Menschen aus dem Iran, Irak, Palästina, Afghanistan und aus verschiedenen Regionen Afrikas in Calais.

Für einen „Legal-Workshop“ waren wir abends bei den No Border Aktivist_innen. Der Raum ist eine Art Lagerhalle, in dem sich mehrere Rechner befinden, eine kleine Küche, ein Bad mit Dusche und WC, eine Kleiderecke und eine Fahrradwerkstatt. Es ist ein sehr offenes und freundliches Miteinander und ein Schutzraum sowohl für die Migrant_innen, als auch für die Aktivist_innen.
Der Workshop richtete sich vordergründig an Migrant_innen. Was passiert, wenn sie England erreicht haben? Wie geht die Polizei vor Ort vor? Welche Fragen werden gestellt? In einem ausführlichem Verhör müssen die Personen verschiedenste Angaben machen. Von Geburtstag, Familie, über die Gründe für die Migration, hin zu der Vorstellung, was sie machen wollen. Die Fragen sind sehr umfangreich, deshalb versuchen die NoBorder Aktivist_innen die Personen darauf vorzubereiten.


05. August 2012

Calais – was auf den ersten Blick als unspektakulärer Badeort mit der obligatorischen Strandpromenade, Tourist_innen in greller  Urlaubsbekleidung und neonbeleuchteten Frittenbude daherkommt wirkt bei genauerem Hinsehen auf absurde Weise fad- viele Läden stehen leer, die gleichförmigen, lieblosen Häuserreihen und zahllosen Pensionen bilden eine leblose Kleinstadttristesse mit umzäunten Vorgärten in den Randbezirken, die sich vor allem durch ihre Lage am Atlantik von anderen Kleinstädten dieser Art unterscheidet. Die Strandpromenade endet jäh an der riesigen, dreifach umzäunten Hafenanlage, wo sich das irgendwie zu sauber gefegte Calais von anderer Seite präsentiert: Asphalt, Zaun, Stacheldraht. CRS, Zoll, Police. Auf 90.000 Einwohner_innen kommen normalerweise hier 400 Polizist_innen, zur Zeit sind es 2000. Wir sind der Avenue du General de Gaulle Richtung Osten durch den Ort gefolgt. Mit der Küche sind wir an einem ruhigen und sicheren Ort ein bisschen außerhalb untergekommen, wo wir von einem Rudel Hunde, einem Stall voll Hühner und einem Haufen netter Menschen freundlichst aufgenommen wurden. Von hier aus können wir uns gut organisieren und in die Woche starten.
Die erste Essensausgabe lief entspannt, da wir von der vorhergehenden Küche unterstützt wurden und eine kleine “Einweisung” erhielten. Die Essensausgabe findet neben der offiziellen Küche “Salam” statt. Es ist eine Art Parkplatz, wo zum Teil auch Menschen schlafen. Gekocht haben wir zum Frühstück für etwa 60 und zum Mittag für 100 Personen, wobei das Essen nicht ausgereicht hat und wir dementsprechend die Portionen die nächsten Tage erhöhen.
Wie uns vorher schon gesagt wurde, mögen die Menschen das Essen sehr scharf, salzig und / oder süß. Auch ölig darf es sein. In einem Gespräch erzählte eine Aktivistin, dass es Küchen gibt, die zwar schon häufig auf Camps, politischen Aktionen etc. gekocht haben, aber die Situation in Calais anders sei und die Menschen mit dem “übergesunden, europäischen” Essen nicht so viel anfangen können. Hier entsteht ein erster Punkt, wo wir als Black Wok mit unserem eigenen Selbstverständnis konfrontiert sind und uns darüber austauschen. Ähnlich ist es bei der Ausgabe des Essens. Wie von der vorhergehenden Küche erklärt, haben wir das Mittagessen portioniert ausgegeben. Später haben wir uns lange und intensiv darüber ausgetauscht, wie wir weiterhin mit dieser Situation umgehen wollen, da wir normalerweise die Selbstbedienung bevorzugen. Auch hier wurde uns von Aktivist_innen aus Erfahrungen berichtet: Verschiedene Varianten wurden probiert. Leider funktioniert es kaum bis gar nicht, die Menschen bei der Ausgabe aktiv einzubinden oder, dass sie sich ihr Essen selbst nehmen. Ein Grund dafür ist, dass es unter den Migrant_innen Rivalitäten gibt und es somit schnell zu Handgreiflichkeiten kommt, vor allem, wenn sich eine Person benachteiligt fühlt. Dabei kam es wohl auch schon vor, dass mit Messer aufeinander losgegangen wurde. Demzufolge entschieden wir uns, die Ausgabe wie die anderen Küchen zu übernehmen.

Nach dem Mittag gab es dann ein offenes Plenum, an dem wir als Küche, No Border Aktivist_innen und Migrant_innen teilnahmen. Es wurden verschiedene organisatorische Dinge besprochen und wir konnten einen ersten Überblick gewinnen, wie die Situation bei den Menschen (Migrant_innen und Aktivist_innen) zur Zeit aussieht.

04. August 2012

Nach 14 Stunden fahrt haben wir es geschafft Calais zu erreichen. Wir wurden sehr herzlich empfangen und in unsere Küche für die nächsten Tage eingewiesen. Der Platz ist sehr schön und wir sind gespannt auf die nächsten Tage, wenn es hier dann auch mehr zu lesen gibt als ein paar Zeilen.

03. August 2012

Wir sind bepackt bis unter die Decke und warten nun darauf, dass es losgeht. Wie versprochen werden wir versuchen in Calais regelmäßig Tagebucheinträge auf den Blog zu stellen, aber ob das klappt ist natürlich von unserer Internetverbindung abhängig. Demzufolge könnt ihr ab diesem Wochenende Berichte aus Frankreich erwarten.

Bevor für fahren noch ein letztes mal ein ganz großes Dankeschön alle Menschen, die uns in der Vorbereitung so enorm unterstützt haben. Wir freuen uns darauf zurück zukommen und von unserem erlebten zu erzählen.

02. August 2012

Letzte Vorbereitungen

Ein Stencil von Bansky zur Thematik der Olympischen Spiele

Das Wochenende rückt immer näher, in unserem Keller stapelt sich Essen und Kleidung und Calais ist Gesprächsthema Nr. 1. Diese Woche wurde uns leider einer unserer Transporter abgesagt, so das wir doch wieder auf die Variante des KleinTransporters und des PKWs umdenken müssen. Beim  ersten zusammensuchen der Lebensmittel und dem durchschauen unseres Equipments kommen Zweifel auf, dass wir das alles wegbekommen. Und wir spühren, dass nicht nur Geldspenden Solidarität darstellt, denn die halbe Stadt wurde nun aufgewühlt und über Kontakte abgegrast. Leider bisher noch vergeblich. Aber noch besteht ein klein wenig Hoffnung.

Neue Informationen von Menschen vor Ort haben wir auch bekommen und mussten etwas umdenken, da die Zahl der Migrant_innen wohl auf 150 angestiegen sind. Auch die täglichen Repressionen aufgrund der Olympischen Spiele beschäftigen uns. Ab diesem Wochenende, gibt es das Tagebuch dann (wenn unser Internet funktioniert) von Calais aus.

27. Juli 2012

       

25. Juli 2012

Vorfreude

Noch einmal schlafen, dann wird Black Wok ein Jahr alt. Wir freuen uns sehr auf den morgigen Abend und hoffen, mit den Menschen, die uns im vergangenem Jahr unterstützt und mit uns sympathisiert haben, ein klein wenig feiern und anstoßen zu können. Wir haben uns auch eine kleine, lustige Überraschung ausgedacht.

Die Spannung ist groß und natürlich auch die Vorfreude. Dennoch ist der Abend nicht nur Geburtstag. Wir wollen auch ein letztes Mal die Gelegenheit nutzen, euch über unser Vorhaben in Calais zu erzählen, da wir ja eine Woche später schon fast losfahren.

19. Juli 2012

Black Wok im Radio

So, jetzt haben wir’s aber geschafft. Wir sind im Radio. Bei dem gestrigen Vortrag bei der Semesterabschlussfeier in der EHS (Evangelische Hochschule), war ein Mensch von Coloradio da. Das Coloradio ist ein selbstverwaltetes, nichtkommerzielles Lokalradio, welches sich „Konsequent gegen medialen Mainstream“ stellt. Vielleicht kennt ihr das Coloradio ja von Blockaden, z.B. vom 13. Februar, oder auch einfach nur so, weil die Sendungen schöner sind. Zwei Personen von Black Wok haben ein Interview mit dem Menschen geführt. Auch das ist für das Kollektiv etwas ganz neues und hat sehr viel Spaß gemacht. Dieses Interesse an unserem Vorhaben bedeutet uns sehr viel.
Wer sich dieses Interview hören möchte, schalltet am Freitagabend einfach Coloradio ein (100,2 MHz).

Des Weiteren freuen wir uns auch wahnsinnig über die ersten Lebensmittelspenden, welche wir bekommen haben. Viel Tee und Soja-Zeug (Granulat und Metallions).

15. Juli 2012

Kuchen, Kuchen – mjiam, mjiam, mjiam

Ein weiterer Zwischenstand unserer Vorbereitung ergibt, dass wir schon über unseren gesetzten Mindestbetrag von 1400 € hinaus sind. Das ist natürlich super, denn, wie gesagt, der Betrag war das, was wir mindestens benötigen um los zu fahren. Jetzt haben wir auf jedenfall mehr Spielraum für die Aktion in Calais, was nicht heißt, dass wir das Geld zwangsweise ausgeben werden / wollen. Sollten wir Geld übrig haben, werden wir danach im Kollektiv entscheiden, was wir damit machen (Zurücklegen für nächstes Jahr, nach Calais spenden, in verschiedene Töpfe zurück fließen lassen, … ). Sicher ist aber, dass wir verantwortungsvoll damit umgehen werden, denn jeder einzelne Cent bedeutet für uns Vertrauen und Solidarität, der Menschen die uns unterstützen.

Sehr schön war auch der Kuchenbasar, welchen wir am 12. Juli vor der Mensa an der TU Dresden organisiert haben. Viele Personen haben für uns mega leckere Kuchen gebacken. Auch das Interesse bei den Menschen war da und wir führten verschiedene Gespräche.

12. Juli 2012

Heute wollen wir mit unserem ersten Tagebucheintrag beginnen. Für uns auch eine ganz neue Art zu kommunizieren.
Seit etwa 3 Wochen ist nun das Gewusel groß bei uns und die Vorbereitungen für Calais laufen. Wir organisieren gerade verschiedene Veranstaltungen (Kochen und Infoabende) und haben eine große Fundraising-Aktion gestartet, welche uns schon die Hälfte des benötigten Geldes eingebracht hat. Diese Solidarität anderer Menschen und Gruppen bestärkt uns in unserem Vorhaben und wir freuen uns darauf am 26. Juli bei dem Black Wok Geburtstag auch dies (mit den Personen / mit euch) zu feiern.
Noch kurz zu dem “Wir”. Wir sind eine kleine Gruppe von etwa 10 Personen, welche sich nun zusammen gefunden hat um gemeinsam nach Calais zu fahren bzw. diese Aktion zu planen und organisieren. Manche der Person sind erst jetzt zu Black Wok gekommen um das Kollektiv gezielt dafür zu unterstützen. Demzufolge läuft neben den ganzen Geld beschaffen und Logistik planen auch ein wichtiger gruppendynamischer Prozess für uns.